Was ist das RSI-Syndrom?
Definition
RSI ist kein medizinisch klar definierter Begriff. Repetitive Strain Injury ist eine Sammelbezeichnung für verschiedenartige Schmerzen in Muskeln, Sehnen und Nerven. Es besteht primär aus Mikroverletzungen des Unterarmgewebes und umfasst Krankheitsbilder wie z.B. Kompressionssyndrome (Nerven und Blutgefäße), Sehnen(scheiden)entzündungen und myofasziale Triggerpunkte. Allerdings ist eine genaue Diagnose schwierig, da Betroffene zum einen oft nicht nur von einem einzigen Krankheitsbild betroffen sind, sondern gleich von mehreren. Zum anderen lassen sich Mikroverletzungen mit bildgebenden Verfahren wie Röntgen- oder MRT-Aufnahmen nicht nachweisen. Die einzelnen Probleme sind dann häufig auch nicht besonders ausgeprägt, sondern ergeben erst in ihrer Gesamtheit die Schmerzen. Hinzu kommt, dass sich bei langanhaltenden Schmerzen die Nervenzellen verändern und fortan schon bei geringen Belastungen Schmerzsignale aussenden. Das ursprünglich schmerzauslösende Problem ist dann beim Arztbesuch u.U. gar nicht mehr vorhanden, auch wenn sich die Schmerzen des Betroffenen überhaupt nicht verringert haben.
Ursachen
Das RSI-Syndrom wird meist ausgelöst durch über einen längeren Zeitraum ausgeführte, vielfach schnell wiederholte, gleiche Bewegungen. Betroffen sind z.B. Bürokräfte und PC-/Videospieler (tausendfaches Tippen und Klicken mit den Fingern), Fließbandarbeiter (monotone Wiederholung einer Bewegung), Supermarktkassierer (die mit ausgestreckten Armen, nach vorne gebeugt, Ware von einer Seite auf die andere schieben), Gebärdensprachdolmetscher (bis zu 5600 Fingerbewegungen pro Stunde), Musiker etc. Diese Liste ließe sich noch lange fortführen, denn in fast jedem Beruf gibt es monotone Tätigkeiten. Die unter dem Punkt "Definition" erwähnten Krankheitsbilder sind nicht die eigentlichen Ursachen, sie sind nur Folge der in ungünstiger Arbeitshaltung zigfach wiederholten Bewegungen.
Neben rein physischen Gründen kann es aber auch psychische Gründe für die Schmerzen geben, siehe Ursachen.
(Falsche) Synonyme
In Deutschland sind für RSI auch die Begriffe RSI-Syndrom, Mausarm, Tennisarm, Golferarm und Sehnenscheidenentzündung sehr verbreitet. Mausarm ist ein wenig irreführend, suggeriert er doch, dass die Armschmerzen (allein) von der Mausbenutzung ausgelöst werden. Die Tastatur hat aber einen ebenso großen Anteil an den Schmerzen, wenn nicht sogar deutlich mehr. Wie Sie in meinem Krankheitsverlauf lesen können, bin ich beidseitig betroffen, obwohl ich die Maus nur mit der rechten Hand bedient hatte. Mausarm und RSI-Syndrom sind Synonyme für RSI.
Tennis- und Golferarm werden manchmal ebenfalls als Synonym für RSI verwendet, sind aber eigentlich nur Bezeichnungen für eine lokale Sehnenansatzreizung oder -entzündung am Ellenbogen. Längere Arbeit am Computer kann zwar auch einen Tennisarm verursachen,
allerdings ist dann der Sehnenansatz am Ellenbogen meist nur einer von mehreren Schmerzauslösern. Die relativ simple Dehnung zur Behandlung des Tennis- und Golferarms ist in dem weit umfangreicheren "RSI-Paket" schon enthalten. Spielen Sie Tennis, Golf oder eine ähnliche Sportart bzw. belasten Sie Ihren Arm regelmäßig z.B. bei handwerklichen Tätigkeiten und schlagen Sie auf den Test an, obwohl Sie den PC nur relativ wenig benutzen, dann sollten Sie sich die spezielle Seite zum Tennisarm anschauen.
Gehen Sie mit Ihren Beschwerden zum Arzt, wird er Ihnen u.U. eine Sehnenscheidenentzündung (Tendovaginitis/Tenosynovitis, ICD-10 M65.X) diagnostizieren. Eine Sehnenscheidenentzündung erkennt man fast immer an einem hörbaren Knirschen bei belastenden Bewegungen. Bei RSI ist das aber nur selten der Fall. Aufgrund der verschiedensten Ursachen und Beschwerden (s.u.) ist eine eindeutige Diagnose oft schwierig, insbesondere bei diffusen Schmerzen ohne von außen sichtbaren oder durch medizinische Tests nachweisbaren strukturellen Veränderungen. In solchen Fällen passt am ehesten ICD-10 M70.8 ("Sonstige Krankheiten des Weichteilgewebes durch Beanspruchung, Überbeanspruchung und Druck").
Besonders im englischen Sprachraum wird statt von RSI oder Repetitive Strain Injury auch von Repetitive Stress Injury, CTD (Cumulative Trauma Disorder) oder OOS (Occupational Overuse Syndrome) gesprochen.
Verbreitung
RSI ist definitiv kein kleines Randthema, wie es einige (insbesondere deutsche) Ärzte gerne beschreiben. Die dem "U.S. Department of Labor" unterstellte Behörde "Occupational Safety and Health Administration" hat bereits 1996 festgestellt, dass sich die mit RSI verbundenen jährlichen Kosten für Arbeitgeber in den USA auf 120 Milliarden Dollar summieren. Jede vierte Krankschreibung basiere auf Beschwerden im Zusammenhang mit RSI.
Eine repräsentative Befragung von 1002 Bürokräften in Nordrhein-Westfalen hat im Jahr 2000 ergeben, dass 62% der Befragten über Schmerzen im Nacken-Schulter-Bereich und 24% über Muskelschmerzen im Arm klagten. Alle Befragten arbeiteten mindestens drei Stunden täglich am Computer.
Art der Beschwerden
Betroffene klagen meist über verschiedene Beschwerden in variierender Stärke.
- stechende Schmerzen
- diffuse Schmerzen
- Taubheit
- Sensibilitätsstörungen
- Kribbeln
- Kraftverlust
- Kälte
- Schwellungen
Ort der Beschwerden
RSI äußert sich fast immer an mehreren Stellen am Oberkörper, insbesondere:
- Handoberseiten
- Handgelenke
- Unterarme
- Ellenbogen
- Schultern
- Nacken
- Rücken
Weiterführende allgemeine Informationen finden Sie in den von mir empfohlenen Büchern. Auf dieser Internetseite konzentriere ich mich auf praxisbewährte Tipps zur Prävention und Behandlung von RSI, weniger mit den theoretischen Hintergründen.